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Sigiswald Kuijken

Biographie

Sigiswald Kuijken, 1944 in Dilbeek bei Brüssel geboren, gilt weltweit als einer der bekanntesten und profiliertesten Barockgeiger. Er studierte am Konservatorium von Brügge Violine und schloss sein Studium am Brüsseler Konservatorium 1964 bei Maurice Raskin ab. Sehr früh interessierte er sich gemeinsam mit seinem Bruder Wieland für alte Musik und erlernte als Autodidakt die Instrumental- und Interpretationstechniken des 17. und 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1969 stellte er die historisch fundierte Art Barockgeige zu spielen vor: das Instrument wurde nicht mehr zwischen Kinn und Schulter geklemmt, sondern frei auf dem Hals aufgestützt. Diese freie Spieltechnik veränderte die Interpretation des Violinrepertoires hin zu einer authentischeren Spielweise. Zahlreiche Geiger übernahmen diese Technik vom Beginn der siebziger Jahre an. Zusammen mit Franzjosef Maier und Reinhard Goebel in Köln, sowie Eduard Melkus in Wien förderte Kuijken die Heranbildung einer neuen Generation von exzellenten Barockgeigern.

Auf Anregung von Gustav Leonhardt und der Deutschen Harmonia Mundi gründete Sigiswald Kuijken im Jahre 1972 La Petite Bande für eine Aufnahme von Lullys „Le Bourgeois Gentilhomme“. Lullys eigenes Orchester am Hofe Ludwig XIV. war der Namensgeber des Ensembles, dem heute international renommierte Spezialisten der historischen Aufführungspraxis angehören. Das Barockorchester gastiert seitdem in Europa, Australien, Nord- und Südamerika, China und Japan und spielte zahlreiche Aufnahmen für verschiedene Plattenfirmen (Deutsche Harmonia Mundi, Seon, Accent, Denon, Hyperion) ein. Das Ziel von La Petite Bande besteht darin, die Musik mit Barockinstrumenten und authentischen Spieltechniken und -stilen wieder aufleben zu lassen, um ein Klangbild und eine Interpretation zu erhalten, die originalgetreu sind, ohne dabei in einen trockenen Akademismus zu verfallen.

Auf der Suche nach einem Instrument, das Bach mit Violoncello piccolo bezeichnet hatte, lies Sigiswald Kuijken nach historischen Plänen das Violoncello da spalla bauen, ein fünfsaitiges Instrument, das auf der Schulter gespielt wird. Mit diesem Instrument öffnet er neue Wege in der Interpretation Bachscher Musik. Vermutlich dachte der Thomaskantor dabei ebenfalls an das Violoncello da spalla als er seine sechs Cellosuiten komponierte. Kuijken setzt das Schultercello gerne als Continuoinstrument bei seinem Bach-Kantaten-Projekt ein.

Sigiswald Kuijken unterrichtete am Königlichen Konservatorium von Den Haag von 1971 bis 1996 Barockgeige und setzte diese pädagogische Tätigkeit von 1993 bis 2009 am Königlichen Konservatorium in Brüssel fort. Er ist ein äußerst geschätzter Gastprofessor unter anderem am London Royal College of Music, an der Universität von Salamanka, an der Accademia Chigiana, dem Conservatoire von Genf und der Musikhochschule in Leipzig.

Seit 1998 leitet Sigiswald Kuijken als Gastdirigent zunehmend auch “moderne” Symphonieorchester, u. a. das Orchestre National de Bordeaux & Aquitaine, das Koninklijk Filharmonisch Orkest van Vlaanderen oder das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart vornehmlich mit romantischem Repertoire.

Im Februar 2007 wurde Sigiswald Kuijken der Ehrendoktor der Universität Leuven verliehen.

Veranstaltungshinweis:
Solorezital am 19. Februar 2012